Die Geschichte des Böllerschießens lässt sich bis in das 15. Jahrhundert zurückverfolgen, wenngleich belegte Chroniken rar sind (Erstnachweis 1377) und hat sich mit vielerlei anderen Traditionen
entwickelt hat. Die Idee, mit Schwarzpulver Krach zu machen, dürfte so alt sein wie die Entdeckung des Schwarzpulvers selbst.
Hinweise auf frühes Böllerschießen ist einer Sage zu entnehmen, nach dieser probten die Hornberger im Schwarzwald so lange ihre Böllerschüsse für die Ankunft des Fürsten, Eberhard Ludwig
(1677–1733), bis ihnen schon vor dem hohen Besuch das Pulver ausging, wodurch sich auch das Sprichwort „Das ging aus wie das Hornberger Schießen …“ abgeleitet haben könnte. Auch wird in einem
Erlass vom 16. Juli 1696 das Böllern bei Strafandrohung wegen seiner Gefährlichkeit in der Markgrafschaft Ansbach verboten.
Des Weiteren gibt es insbesondere aus dem 18. Jahrhundert einige Überlieferungen, wo sich Schützengesellschaften Böllergeräte anfertigen ließen oder dass zu verschiedenen Anlässen geschossen
wurde.
Bei den Böllergeräten wird unterschieden zwischen Handböller, Standböller und Böllerkanone. Handböller sind meist sehr aufwändig verziert und unterteilen sich weiter in pistolenartige oder auch
gewehrartige, welche dann Schaftböller, Böllerbüchse, Böllerstutzen oder Prangerstutzen genannt werden. Die Böller sind in der Regel Vorderlader und werden mit Schwarzpulver befüllt und mit einem
Korken „verdämmt“. Ausgelöst wird die Ladung durch ein Zündhütchen welches durch einen Schlagbolzen oder Perkussionsschloss gezündet wird.
Die Ausführung dieser Tradition findet heute unter strengen Sicherheitsauflagen und Kenntnisprüfung nach § 27 des Sprengstoffgesetzes statt.
Das Böllerschießen fand im Laufe der Jahrhunderte unterschiedliche Anwendungen und ähnelt dem Brauchtum des Silvesterschießens. Zum einen sollte es die bösen Geister und Dämonen vertreiben, vor
allem in den Rauhnächten, aber auch als Ausdruck der Freude zu Geburtstagen oder Hochzeiten. Zudem galt es als höchste Ehrerweisung wenn Herrscher und Könige zu Besuch kamen und mit
Böllerschüssen empfangen wurden. Aus diesem Grund wird in Bad Orb traditionell nach dem Fall des Vogels am Königsschießen zu Ehren des neuen Schützenkönigs geböllert.
Dazu gehört auch der Brauch des Weihnachtsschießens nach der Wintersonnenwende auf dem Molkenberg am Mittag des 24. Dezembers. Ebenfalls begrüßen die Schützen das neue Jahr mit lautstarken
Böllerschüssen im Rahmen des Neujahrsempfangs nach den heiligen 3 Königen im Schützenhaus um die Weichen nach dem Jahreswechsel neu zu stellen.